Tom, mit dir einen weiteren Fotografen zu unseren Mitgliedern zählen zu dürfen, ist einfach toll. Was sind deine Beweggründe, bei KVZ mitzumachen?
Motiviert von Susan Butti Stamm habe ich mich mit der Geschichte und den Zielen der KVZ auseinandergesetzt und freue mich, dass ich nun dazugehöre. Ich erhoffe mir dadurch einen regen Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Insbesondere weil ich überzeugt bin, dass sich Kunstschaffende generationenübergreifend miteinander vernetzen, voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren sollten.
Du hast in London und Oxford studiert, in Mailand am Style Design College unterrichtet und als Werbe- und Modefotograf in Paris gelebt. Fehlt dir die glamouröse Welt nicht etwas?
Nach mehreren Jahren des «Fremdbestimmtseins» durch Art-Directors und Stylisten wollte ich mein eigenes Ding machen. Sprich, meine künstlerischen Ideen umsetzen. Natürlich ist in der Schweiz Vieles geordneter und auch kleinräumiger als in den pulsierenden Metropolen. Aber mit den heutigen digitalen Möglichkeiten bin ich nach wie vor mit Kolleginnen und Kollegen in aller Welt vernetzt. Und da ich gerne reise, treffe ich auch viele davon immer wieder persönlich.
Ist es nicht schwierig, sich als Fotograf in der Kunstszene zu etablieren?
Klar, aber nicht nur für FotografInnen, sondern für alle Kunstschaffenden, insbesondere natürlich für die jüngeren. Da heisst es, sich aktiv einzubringen, sich zu vernetzen und präsent zu sein. Das gilt hier genauso wie in anderen Ländern.
Nun aber zu deiner Kunst. Deine Arbeiten bestechen durch die Vielfalt und kreative Umsetzungen. Insbesondere etwa in «concrete chaos», (s. u.) Fotografien, die beinahe gemalt wirken. Woher nimmst du deine Ideen?
Meine Inspirationen finde ich überall, ich muss nur genau hinschauen. Das können wie bei «concrete chaos» Betonelemente sein. Oder Berge wie in den Serien «Diavolezza» und «Luftschlösser». In meinen Bildern «Metamorphic» spiegelt sich meine Faszination der griechischen Mythologie wider.
Und was steckt unter der Serie mit dem geheimnisvollen Namen «Raumbesitz»?
Das ist eine besondere Geschichte. Während einer Japanreise besuchte ich eine Kunstausstellung, deren Werke nicht abgebildet werden durften. Das galt aber nicht für die Landschaft. Dies hat mich auf die Idee gebracht, die Kunstwerke auszuschneiden und die Landschaft so in einem neuen Kontext zu zeigen.
Wie siehst du die Zukunft der Fotografie, nachdem auch Laien mit KI die verrücktesten Bilder machen können?
Zurzeit erkennt man bei genauem Hinschauen noch meist, welche Bilder mit künstlicher Intelligenz geschaffen wurden. Das ist aber nur eine Frage der Zeit. Für mich heisst das, neue Wege zu einzuschlagen, um so der Entwicklung einen Schritt voraus zu sein. Zurzeit beschäftigen mich Ideen, wie etwa Fotografie und Malerei auf neue Art zu vereinen und so Neues zu schaffen. Mit meiner Lust, mich weiterzuentwickeln, freue ich mich auf diese Herausforderung. Mehr zu Tom Nair.